Donnerstag, 11. August 2011

Das Marmorne Paradies

Das Marmorne Paradies

von Sergej Kusnezow

Seitenzahl: 384
Preis Hardcover: -.-
Preis Taschenbuch: 14,00 €

Klappentext

Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Die Überlebenden haben sich in die Tiefen der Metro-Netze zurückgezogen und dort eine neue Zivilisation errichtet. Eine Zivilisation, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat.

Als eine Kolonie Überlebender einige Kilometer von Moskau entfernt von einer tödlichen Gefahr bedroht wird, können Sergej und sein Sohn Denis in letzter Sekunde fliehen. Gemeinsam brechen sie nach Moskau auf, zur Metro, wo es angeblich noch Menschen geben soll. Es wird die gefährlichste Reise ihres Lebens ...

Meinung

So, bevor wir mit der eigentlichen Rezension anfangen, möchte ich noch ein paar Dinge zum Buch allgemein anmerken. Wie unschwer auf dem Cover zu erkennen ist, prangt dort das "Metro 2033 Universum". Das heißt, die Geschichte spielt im Geschehen des Metro 2033 Universums, welches vom russischen Bestsellerautor Dmitri Glukhovsky geschaffen wurde. Allerdings stammt dieses Werk von einem anderen Autor und behandelt andere Geschichten, die NICHT von Dmitri Glukhovsky stammen. :)

Zum einen möchte ich auch noch anmerken, dass ich ein riesen Fan von Glukhovsky bin und Metro 2033 und 2034 zu meinen Lieblingsbüchern zählt. Daher hatte ich nicht besonders hohe Erwartungen an das Buch und hatte nicht damit gerechnet, dass es den, zugegeben ziemlich hohen Standart, gerecht wird.

Nun aber zur eigentlichen Rezension :)
Das Buch ist in drei einfache Abschnitte gegliedert. Man könnte sie vielleicht so beschreiben:
1. Alltag und Vorgeschichte
2. Flucht und aktuelle Lage
3. Ankunft und Schluss
Ich möchte hier nicht zu viel sagen ;D

Also der Beginn war bestenfalls gutes Mittelmaß. An ein paar Stellen hat man gemerkt, dass der Autor Schwierigkeiten hatte, die passende Stimmung einzufangen. Vor allem der Prolog hat mich überhaupt nicht überzeugt. Meiner Meinung nach hätte man ihn auch einfach weglassen können, denn er wurde nur unnötig in die Länge gezogen. Ein kurzer Absatz hätte es meiner Meinung auch getan, aber naja ... Ich bin halt anspruchsvoll ;D

Die Story reicht bei weitem nicht an das epische Vorbild von Dmitri Glukhovski heran. Der Autor gibt sich zwar alle Mühe eine stimmungsvolle Atmosphäre aufzubauen, was ihm jedoch kaum gelingt. Der größte Teil der Geschichte spielt an der Oberfläche, die in einem nuklearen Winter versinkt. Es kommen zwar haufenweise Mutanten und anderes Gezücht zum Einsatz, aber Spannung kommt nicht auf. Auf eine Katastrophe folgt die nächste. Die Hindernisse geben sich die Klinke in die Hand und man bekommt den Eindruck, als wolle der Autor so viel Informationen und Eindrücke wie möglich, auf so wenig Seiten wie möglich abhandeln. Alles wirkt wie eine Liste, auf denen man die vorgefertigten Punkte abhakt. Die Probleme sind fast alle durchweg vorhersehbar und nur bedingt logisch nachvollziehbar.
Beispiel:
SPOILER!!!
Im späteren Verlauf treffen die Reisenden auf eine Gruppe kaniballistischer Pygmäen, die im Wald leben und Geister anbeten. Wie zum Geier kommen Pygmäen nach Russland? Weltweiter Supergau hin oder her?! Ich weiß, die Menschen leben dort schon ne Weile in der Metro, aber selbst in 50 Jahren kann sich so eine enorme Mutation nicht durchsetzen und dann auch noch in einem komplett verstrahltem Gebiet überleben?! Das ist ziemlich unlogisch und wurde zudem auch nicht erklärt. Ich meine, es ist okay, wenn ein paar Ungereimtheiten übergangen werden, aber sie sollten wenigstens möglichst sinnvoll begründet werden. Man kann nicht einfach das zwergwüchsige Volk der Pygmäen in Moskau auftauchen lassen, oder?
SPOILER ENDE!!!

Damit will ich einfach sagen, dass der Autor uns einfach durch diese postapokalyptische Welt schleift, uns Dinge vorsetzt und sie nicht erklärt, sie geradezu übergeht. Dmitri Glukhovsky hatte jedenfalls einen Ansatz von Begründung, auch wenn dieser nicht auf Fakten beruhte.
Aber daran will ich mich jetzt nicht länger aufhalten ;D

Es gibt aber auch etwas, das mir besser gefallen hat, als in Metro 2033: Die Charaktere :D
Sie sind hier sehr viel liebevoller gestaltet worden und besitzen auch eine gewisse Glaubwürdigkeit. Max zum Beispiel ist in die Liste meiner liebsten Buchcharaktere aufgenommen worden :D 
Der übernatürlich angehauchte Denis ist wohl Geschmackssache, ich mochte in nicht :/ Seine ganze Wunderheilernummer nimmt man dem kleinen Jungen irgendwie nicht ab. Und auch die Sache mit dem kleinen Menschlein, welches aufsteigt und lauscht wirkt etwas unlogisch^^
Sergej ist gut und man nimmt ihm den liebenden Vater ab. Mehr aber auch nicht. Wie schon gesagt, Max ist und bleibt mein Favorit :DD

Zum Schreibstil möchte ich noch sagen, dass er durchweg durchschnittlich ist. Alles wirkt etwas lieblos und gehetzt und man hat einfach keine Gelegenheit, in die düstere Atmosphäre einzutauchen. Mal ist ein verlassenes Hochschulgebäude (von dem ich immer noch keinen Plan habe, wie es eigentlich aussieht), dann eine verlassene Stadt, anschließend ein Wald und dann wieder eine offene Ebene und letztlich ist es dann doch die Metro. Das hört sich lieblos an? So kommt es auch rüber. Es fehlt einfach dieses "Weltuntergangsgefühl", welches in Metro 2033 einfach immer zugeben war.
Der Autor hat an den falschen Stellen mit Details gegeizt und an manchen Stellen einfach damit umhergeworfen, sodass ich manchmal etwas verwirrt war, vor allem zu Anfang, in der Kolonie. Ich wusste manchmal wirklich nicht, was die Charaktere eigentlich machten :/

Ich glaube die Frage hat sich erübrigt, ob es mich emotional mitgerissen hatte: nicht wirklich^^

Außerdem fehlt dem gesamten Buch die philosophische Ader. In Metro 2033 und vor allem in Metro 2034 standen immer wieder moralische und ethische Fragen am Rande der Geschichte, über die man unbewusst nachdachte. Das war hier überhaupt nicht der Fall. Kannibalismus, Nachwuchsknappheit, Wunderheilung, Religion, traumatische Ereignisse, Egoismus ... Das wären alles so Themen gewesen, über die man sich auf der Charakterbasis mehr hätte auslassen können. Aber nein^^

Noch etwas zum Preis-/Leistungsverhältnis ... Das Buch kostet als Taschenbuch geschlagene 14 Euro!!! So viel zahlt man für manche Hardcoverausgaben! Okay, das Buch hat einen Umschlag von guter Qualität, aber 14 Euro für ein Taschenbuch?! Ich finde das Wucher und vom Verlag absolut unverschämt. Metro 2033 und 2034 haben zwar genausoviel gekostet, aber die waren doppelt so dick und von qualitativeren Inhalt. Man hat sich beim Verlag bestimmt gedacht: "He, beides ist vom Metro Universum und auf beidem ist der Stempel von Dmitri Glukhovsky drauf, da kann ja beides gleich kosten!" >:OOO Das ist wie bei Stephenie Meyer^^ Man zahlt nur für das Buch, weil Dmitri Glukovksy draufsteht! Bei jedem anderen Buch hätten sie das nie gemacht >:O Ich reg mich schon wieder auf^^

So, am Ende will ich noch sagen, dass dieses Buch nicht das einzige ist, welches das Metro Universum, unabhängig von Glukhovsky, behandelt. Es ist bereits ein weiteres Buch auf Deutsch erschienen und noch eines soll Ende diesen Jahres folgen. Im Vorwort steht ebenfalls, dass weltweit Autoren an weiteren Geschichten über die Metro schreiben, sogar in Deutschland soll ein Autor Interesse gemeldet haben. Ich persönlich finde das super, auch wenn dieses Buch nicht unbedingt dazu einlädt :) Metro bietet so viel Potential, dass ein einziger Autor das gar nicht alles abdecken kann. Ich freue mich auf weitere Bücher und bin guter Hoffnung, dass noch der ein oder andere Knüller von der Metro handeln wird :)

Positives:
+ Glaubhafte Charaktere
+ andere Fraktionen, außerhalb der isolierten Metro
+ Menschliche Schwächen werden behandelt

Negatives:
- happiger Einstieg
- Details bleiben aus
- komplett vorhersehbar
- Logiklücken
- manchmal nicht nachvollziehbar
- Postapokalyptisches Szenario kommt nicht rüber
- Metro verliert seine Atmosphäre
- klischeehafter Schluss, nahezu einschläfernd 

Wertung:
Story: 2,5/5
Charaktere: 3,75/5
Sprache/Schreibstil: 2/5
Emotional: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 1/5 (Taschenbuch)
Cover: 3,5/5 (zählt nicht zur Endwertung!)

Endwertung: 2,3/5 

Würdest du dir das Buch ein zweites Mal kaufen?
-> Für den Preis? Nein! Dennoch hätte ich es mir für einen günstigeren Preis gekauft, da es zur Metro gehört und ich ein riesen Fan davon bin. Daher werder ich mir ziemlich sicher auch die anderen Bücher über das Metro-Universum kaufen ;)  

von Lenchen ;D

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